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17. März 2023

Hinschauen, wo andere wegschauen

Der Unternehmensdialog ist ein wichtiger Teil der Forma Futura Anlagestrategie. Er trägt dazu bei, sowohl vertiefte Informationen von Unternehmen zu erhalten als auch auf wichtige Themen hin zu sensibilisieren.

Nachhaltigkeit ist im Trend. Ein Unternehmen, das heute erfolgreich am Markt bestehen will, kann sich dem nicht mehr entziehen. Für Anlegerinnen und Anleger, aber auch für Analystinnen und Analysten wird es immer schwieriger, echtes Engagement von blossen Lippenbekenntnissen zu unterscheiden. Der Unternehmensdialog ist für Forma Futura ein integriertes und bewährtes Instrument, um einen tieferen Einblick in ein Unternehmen zu erhalten. Dessen Bekenntnis zur Nachhaltigkeit kann damit überprüft werden.

Unternehmen auf dem Prüfstand

Um Teil des Forma Futura Anlageuniversums zu werden, müssen Unternehmen einen mehrstufigen Auswahlprozess durchlaufen. Dieser besteht aus einer externen Basisprüfung, einer eigenen Finanzanalyse sowie der abschliessenden Nachhaltigkeitsanalyse. Aus einem globalen Pool von über 10'000 Unternehmen genügen schlussendlich nur etwa 250 den strengen Kriterien von Forma Futura.

Forma Futura hat bereits 2011 den Unternehmensdialog eingeführt. Ein Instrument, das den Analyseprozess um eine entscheidende Komponente ergänzt: den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen, die auf dem Prüfstand stehen.

«Dialog bedeutet Kompromiss: Wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein.»

Im Verlauf des Researchprozesses gibt es verschiedene Auslöser, um einen solchen Firmendialog aufzunehmen:

  • Informationen aus der Unternehmensanalyse reichen für eine Beurteilung nicht aus
  • Kontroverse Unternehmensaktivitäten
  • Recherche zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen

Forma Futura Engagement ProzessIm Unternehmensdialog werden individuelle, auf das Unternehmen bezogene Fragen gestellt, die sich aus dem Analyseprozess ergeben. Im Fokus stehen Themen wie Mitarbeitenden- und Lieferantenpolitik, Steuertransparenz, Umweltziele, sowie Gen- oder Nanotechnologie. Interessante börsenkotierte Schweizer KMUs werden zusätzlich vor Ort besucht. Inhalt und Form solcher Dialoge fliessen in die Unternehmensbewertung mit ein.

Kontaktiert werden die Unternehmen auch bei einem allfälligen Ausschluss aus dem Forma Futura Anlageuniversum und bei schwerwiegenden Kontroversen. Letztere können die Bewertung reduzieren, was auch zum Ausschluss des Unternehmens führen kann.

Forma Futura Unternehmenskontakte

Sowohl die relativ hohe Rücklaufquote von 79 Prozent als auch die überwiegend hohe Qualität der Antworten beweisen, dass der Unternehmensdialog Wirkung zeigt. Unternehmen werden durch diesen Prozess auf problematische Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsleistung sensibilisiert und zu ökologisch und sozial verantwortlichem Wirtschaften motiviert. Forma Futura kann so über die Anlageaktivitäten hinaus die Bewusstseinsbildung bei wichtigen Marktakteuren steigern. Das gemeinsame Ziel ist es, einen stetig wachsenden Beitrag zur Steigerung der nachhaltigen Lebensqualität zu leisten.

Dialoge zum Thema Grüne Gentechnik

In Europa wird der Einsatz von Grüner Gentechnik fortwährend kritisch hinterfragt. Grüne Gentechnik, also der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, wird weltweit in 29 Ländern angewendet. Die grössten Anbauflächen befinden sich in den USA, Brasilien und Argentinien. In Europa werden bisher nur in Portugal und in Spanien gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut.

In der Schweiz dürfen gentechnisch veränderte Organismen nicht angebaut werden. Bereits heute jedoch ist der Import von GVO Lebens-und Futtermitteln zugelassen. Obwohl es die Möglichkeit gibt, GVO Tierfutter in die Schweiz zu importieren, wurde davon bisher kein Gebrauch gemacht¹. Auch die bewilligten Zusatz- und Verarbeitungsstoffe sind im Detailhandel nicht zu finden. Der Nationalrat hat Ende 2021 das Moratorium für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft um weitere vier Jahre bis Ende 2025 verlängert. Die Frage, ob neue Gentechnikverfahren vom Moratorium ausgenommen werden können, soll bis Mitte 2024 mittels einer Risikoabschätzung beantwortet werden.

Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anbauflächen weltweit 1996 bis 2019 (in Mio. Hektar)

Forma Futura Gentechnik

Forma Futura hat sich 2022 aufgrund der politischen und wissenschaftlichen Entwicklungen erneut mit dem Thema Grüne Gentechnik und mit den neuen gentechnischen Verfahren wie bspw. CRISPR/Cas9 beschäftigt.

Bisher wurden mit Gentechnikverfahren überwiegend herbizid- und schädlingsresistente Pflanzen entwickelt. Bei diesem Gentechnikverfahren konnte der Ort des Einbaus eines neuen Genabschnittes nicht kontrolliert werden und komplexere gentechnische Veränderungen liessen sich kaum herstellen. Mit den neuen Gentechnikverfahren soll es möglich sein, das Erbgut und die Genregulation zielgerichtet, geplant und ohne erhebliche Nebenwirkungen zu verändern.

«Zurzeit steht die Risikobeurteilung der neuen
gentechnischen Verfahren auf einer sehr schwachen Datenlage
sowie tiefen Erfahrungswerten.»

Unternehmen, welche mit gentechnisch verändertem Saatgut, Pflanzenschutzmitteln, Dünger oder Tierfutter Umsatz generieren, werden bei Forma Futura besonders kritisch analysiert. Bei Unternehmen, welche im Lebensmittelbereich tätig sind, ist die Einschätzung, ob sie auf GVO zurückgreifen und diese einsetzen, sehr schwer nachvollziehbar. Dies liegt insbesondere an der mangelnden Transparenz der Unternehmen.

Da es auch bei den neuen Technologien noch sehr viele Unsicherheiten gibt, setzt Forma Futura auf das Vorsorgeprinzip und wählt wegen unabsehbaren Folgen und Einwirkungen auf Ökosysteme und soziale Strukturen den Weg der Einzelfallprüfung bei der Beurteilung von Unternehmen.

Die neuen Erkenntnisse führten dazu, dass Forma Futura mit den Unternehmen, die im  Lebensmittelbereich tätig sind und möglicherweise GVO einsetzen, in Kontakt trat. Zentrale Fragestellungen waren dabei ihre Haltung gegenüber GVO, die Umsatzanteile der von GVO betroffenen Produkte und die Transparenz gegenüber ihren Kundinnen und Kunden (Kennzeichnung von GVO Produkten).

Erfreulicherweise stellte sich in diesem Dialog heraus, dass fast alle betroffenen Unternehmen den Kundinnen und Kunden ermöglichen, auf Nicht-GVO-Produkte zurückzugreifen. Des Weiteren setzen sie auf eine erhöhte Transparenz und konnten uns ihre Haltung und den Einsatz von GVO nachvollziehbar darlegen. Das Thema Grüne Gentechnik zeigte uns erneut auf, welchen hohen Stellenwert eine transparente Berichterstattung und eine solide Datenlage für unsere Beurteilung von Unternehmen einnimmt. Auch weiterhin werden wir mit den Unternehmen in Kontakt stehen und sie zu einer erhöhten Transparenz auffordern.


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Alice Balmer

Alice Balmer

Leiterin Nachhaltigkeitsresearch

«Ein respektvoller Umgang mit Ressourcen und Mitmenschen sind für mich Werte, die auch in der Finanzbranche zählen. Wir tragen die Verantwortung für eine weltweit intergenerative Gerechtigkeit zusammen»