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25. September 2024

Unternehmensdialog bei Forma Futura: Wirkungsvoll, zielführend und konsequent

Nachhaltigkeit ist mittlerweile Mainstream – auch in der Finanzbranche. Für Anleger:innen, aber auch für Analyst:innen wird es immer schwieriger, echtes Engagement von blossen Lippenbekenntnissen zu unterscheiden. Der Unternehmensdialog ist für Forma Futura ein integriertes und bewährtes Instrument, Unternehmen in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsbekenntnisse zu prüfen.

Unternehmen auf dem Prüfstand

Um Teil des Forma Futura Anlageuniversums zu werden, müssen Unternehmen einen mehrstufigen Auswahlprozess durchlaufen. Dieser besteht aus einer externen Basisprüfung, einer eigenen Finanzanalyse sowie der abschliessenden Nachhaltigkeitsanalyse. Aus einem globalen Pool von über 12'000 Unternehmen genügen schlussendlich nur etwa 250 den strengen Kriterien von Forma Futura.

Forma Futura hat bereits 2011 den Unternehmensdialog eingeführt. Dieses Instrument ergänzt den Analyseprozess um eine entscheidende Komponente: den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen, die auf dem Prüfstand stehen.

«Dialog bedeutet Kompromiss: Wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein.»

Es gibt im Verlauf eines Researchprozesses verschiedene Auslöser, um einen solchen Firmendialog aufzunehmen:

  • Informationen aus der Unternehmensanalyse reichen für eine Beurteilung nicht aus
  • Kontroverse Unternehmensaktivitäten
  • Recherche zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen

Im Unternehmensdialog werden individuelle, auf das Unternehmen bezogene Fragen gestellt, die sich aus dem Analyseprozess ergeben. Im Fokus stehen Themen wie Mitarbeitenden- und Lieferantenpolitik, Steuertransparenz, Umweltziele, sowie Gen- oder Nanotechnologie. Interessante börsenkotierte Schweizer KMUs werden zusätzlich vor Ort besucht. Inhalt und Form solcher Dialoge fliessen in die Unternehmensbewertung mit ein.

Eskalationsstrategien für glaubwürdiges Nachhaltiges Investieren

Forma Futura zeichnet sich durch ein systematisches und konsequentes Vorgehen im Unternehmensdialog aus. Kernbestandteil dieses Vorgehens ist eine klar definierte Eskalationsstrategie. Diese beschreibt einen stufenweisen Eskalationspfad des Unternehmensdialogs im Sinne eines Druckaufbaus gegenüber Unternehmen, wenn der Dialog unbefriedigend ist. Damit sollen Forderungen an Unternehmen schrittweise mehr Nachdruck und Gewicht verliehen werden.

Obwohl der Unternehmensdialog weithin als wirksamer Hebel anerkannt ist, wird er manchmal von Finanzakteuren als Feigenblatt benutzt, um in «schmutzigen» Unternehmen investiert zu bleiben. In solchen Dialogen werden oft keine nennenswerten Forderungen an die Unternehmen gestellt, ebenso drohen keine Konsequenzen für den Fall, dass der Dialog zu keinem zufriedenstellenden Resultat führt. Deshalb sind Eskalationsstufen im Prozess von hoher Wichtigkeit.

Forma Futura Grafik Engagementprozess Beitrag

Der Unternehmensdialog von Forma Futura orientiert sich an einem vierstufigen Eskalationspfad, der von der Dialogaufnahme über Punkteabzug bis zum Ausschluss aus dem Forma Futura Anlageuniversum reicht und auf jeder Stufe verschiedene Möglichkeiten bietet. Beurteilen wir die Antwort eines Unternehmens als ungenügend (z. B. wegen mangelnder Qualität oder verpasster Fristen), wird die nächste Eskalationsstufe ausgelöst.

Der Eskalationsprozess ist somit nicht fest vordefiniert, sondern situativ an das investierte Unternehmen beziehungsweise die Kontroverse anpassbar. Als besonders effizientes Mittel erachten wir kollaborative Unternehmensdialoge, die gemeinsam mit anderen Finanzinstituten durchgeführt werden, wie z. B. mit den Mitgliedern des Netzwerks Shareholder for Change.

2023 Forma Futura Unternehmenskontakte

Noch wichtiger als Strategien und Prozessdefinitionen sind allerdings konkrete Aktivitäten. Sowohl die relativ hohe Rücklaufquote von 79 Prozent als auch die überwiegend hohe Qualität der Antworten beweisen, dass der Unternehmensdialog ernst genommen wird und Wirkung zeigt. Unternehmen werden durch diesen Prozess auf problematische Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsleistung sensibilisiert und zu ökologisch und sozial verantwortlichem Wirtschaften motiviert. Forma Futura kann so über die Anlageaktivitäten hinaus die Bewusstseinsbildung bei wichtigen Marktakteuren steigern. Das gemeinsame Ziel ist es, einen stetig wachsenden Beitrag zur Steigerung der nachhaltigen Lebensqualität zu leisten.

Zwei Fallbeispiele:
Dialoge mit Sonoco und Forbo

Auf ermutigendem Weg: Sonoco

Sonoco ist ein US-amerikanischer Verpackungsmittelkonzern, welcher Verpackungslösungen von festem Papier und Kunststoff über flexible Verpackungen bis hin zu hybriden Optionen herstellt. Bei der Unternehmensanalyse im Frühjahr 2024 stellte das Nachhaltigkeitsteam von Forma Futura einige Defizite im Bereich der Nachhaltigkeitsleistungen fest. Diese betrafen unter anderem einen geringen Anteil erneuerbarer Energien am verwendeten Energiemix, die fortgesetzte Nutzung von Kohle als Energieträger und fehlende Informationen zum Stakeholder-Dialog. Es wurde ein Unternehmensdialog mit Sonoco gestartet, um die Bedenken gegenüber dem Unternehmen zu äussern und zu beurteilen, ob es weiterhin im Forma Futura Anlageuniversum verbleiben sollte.

Das Team von Sonoco war entgegenkommend und schlug eine Videokonferenz vor, um die aufgeworfenen Fragen und Empfehlungen zu besprechen. Während des Gesprächs konnten uns ein Mitglied des Investment-Relations-Teams und ein leitendes Mitglied des Nachhaltigkeitsteams von Sonoco zufriedenstellende Antworten zum Stakeholder-Dialog liefern. Bezüglich des fortgesetzten Einsatzes von Kohle konnte Forma Futura in Erfahrung bringen, dass lediglich zwei Papierfabriken in Asien davon betroffen sind und ein vollständiger Ausstieg aus der Kohle bis 2030 geplant ist. Darüber hinaus hat Sonoco auch konkrete Massnahmen zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien eingeleitet.

Das Engagement mit Sonoco hat uns davon überzeugt, dass das Unternehmen die Umsetzung eines nachhaltigeren Geschäftsmodells konsequent in Angriff nimmt. Die Vertreter:innen von Sonoco gingen auf die Verbesserungsvorschläge von Forma Futura ein, stellten Folgefragen und wollten wissen, welche Unternehmen Forma Futura als führend in Sachen Nachhaltigkeit erachtet, um positive Beispiele für die weitere Entwicklung des Unternehmens zu nutzen. Forma Futura betrachtet dies als besonders erfreulich, da unser Einfluss am grössten ist, wenn wir unser Fachwissen direkt einbringen können, um Geschäftspraktiken positiv und langfristig zu beeinflussen. Sonoco bleibt somit in unserem Anlageuniversum und wird in einigen Jahren erneut auf seine Fortschritte hin analysiert.

Ausschluss aus gutem Grund: Forbo

Die Forbo Holding ist ein international tätiger Schweizer Hersteller von Bodenbelägen und Bauklebstoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik. Im Rahmen der Unternehmensanalyse im Jahr 2024 wurde festgestellt, dass das Unternehmen weiterhin an seinen beiden Standorten in Russland festhält. Diese Geschäftseinheit von Forbo arbeitet profitabel und liefert somit auch Steuern an die russische Regierung, welche wiederum für die Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie im Kontext des Krieges in der Ukraine eingesetzt werden können.

Forbo produziert keine Güter, die für das Wohlergehen und die Gesundheit der russischen Bevölkerung als entscheidend gelten (wie z. B. Medikamente). Aus diesem Grund erachtet Forma Futura die Fortführung von Geschäftsaktivitäten, die die Kriegsanstrengungen Russlands mitfinanzieren könnten, als problematisch. Forma Futura hat deshalb den Dialog mit Forbo gestartet, um herauszufinden, welche Pläne das Unternehmen für seine beiden russischen Standorte hat und wie es zu dieser Problematik steht. Weiter wurden im Engagement Fragen zur Vertretung von Frauen auf der Führungsebene, zum Lieferkettenmanagement und zum Wasserverbrauch gestellt.

Leider war die Antwort, die wir von Forbo erhielten, abweisend. Das Unternehmen weigerte sich strikt, das Thema der beiden Standorte in Russland anzusprechen und ging auch nicht auf weitere Fragen ein. Diese mangelnde Bereitschaft, heikle Themen zu diskutieren und überhaupt auf konkrete Fragen einzugehen, war Forma Futura bereits seit mehreren Jahren bekannt. Obwohl Forma Futura Verständnis hat, dass ein Unternehmen nicht alle Anliegen von Investoren bilateral beantworten möchte, so wird dem Nachhaltigkeitsteam von Forma Futura in diesem Fall das wichtigste Mittel verwehrt, mit dem es mehr Informationen über ein Unternehmen sammeln und auch dessen Geschäftspraktiken positiv beeinflussen könnte. Angesichts dessen hat Forma Futura beschlossen, Forbo aus seinem Anlageuniversum auszuschliessen. Alle Forbo-Bestände wurden bis September 2024 verkauft.