23rd August 2021
Mit gutem Gewissen naschen
Bei Forma Futura werden Besucherinnen und Besucher mit feinen Schoggitäfeli zum Kaffee verwöhnt. Diese werden mit fair produziertem Kakao aus Ghana von einem kleinen Chocolatier in der Schweiz hergestellt. Das ist der Verdienst von Yayra Glover – einem Mann mit Visionen und Überzeugungskraft.
Weltweit sind rund sechs Millionen Menschen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts vom Kakaoanbau abhängig. Doch was uns hierzulande das Leben versüsst, kann für die Produzentinnen und Produzenten vor Ort bittere Folgen haben: Kinderarbeit, Gesundheitsschädigung durch den Einsatz von Pestiziden und die Abhängigkeit von viel zu tiefen Weltmarktpreisen sorgen dafür, dass die Mehrheit der Bäuerinnen und Bauern mit ihrer Arbeit nicht einmal ihr Existenzminimum sichern kann.
Denn sie erhalten nur knapp sieben Prozent des Preises, den wir im Handel für eine Tafel Schokolade bezahlen (s. Abbildung). Rund 80 Prozent landen bei den Schokoladenproduzenten und dem Handel. Multinationale Konzerne kontrollieren die gesamte Wertschöpfungskette, von der Herstellung und Verarbeitung bis zum Handel und der Vermarktung der Schokolade. Die Kleinproduzentinnen und -produzenten des Rohstoffes Kakao hängen vielfach direkt vom Weltmarktpreis ab. Dieser wiederum ist starken Schwankungen unterworfen und auch vor Spekulation nicht geschützt. Bereits geringe Preisschwankungen haben also dramatische Folgen für diese Familien.
Ein existenzsicherndes Einkommen muss die Grundbedürfnisse der Kakaobäuerinnen und -bauern und ihrer Familien abdecken. Dazu zählen ausreichende und gesunde Ernährung, Wohnraum, sauberes Trinkwasser und sanitäre Versorgung. Aber auch Faktoren wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Transportkosten und die Möglichkeit, für Notfälle sparen zu können, müssen berücksichtigt werden. Hinzu kommen die Kosten für Werkzeuge, Setzlinge, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Pachtlizenzen, Zertifizierungsgebühren und – nicht zuletzt – ein angemessener Lohn für die Arbeiterinnen und Arbeiter.
Hintergrundpapier «Faire Kakaopreise – ein Mythos?» von Alice Balmer, Nachhaltigkeitsanalystin bei Forma Futura.
Der lange Weg zu fairem Kakao
Yayra Glover gründete 2007 die Yayra Glover Ltd. Im Jahr 2010 konnte das SECO als Hauptgeldgeber für das Projekt «Bio-Kakao aus Ghana» gewonnen werden. Wichtige Unterstützung bietet seither auch eine Schweizer Schokoladenproduzentin, welche die Kakaobohnen abnimmt und verarbeitet. Ein erster Anfang war gemacht. Die Filmemacherin Angela Spörri skizzierte 2011 in ihrem Film «Zartbitter», den schwierigen Weg des schweizerisch-ghanaischen Idealisten Glover. Anhand der klassischen «Kolonialware» Kakao zeigte sie die Mechanismen des Welthandels auf und die vielfältigen Probleme, die fairen Handel erschweren.
Doch Spörris Film ist nicht nur ein interessanter Einblick in die Welt des Kakaos. Er brachte auch neuen Schub für Yayra Glovers ehrgeiziges Vorhaben. Der Chocolatier Ruedi Berner und die Unternehmerin Eveline Räz-Rey gründeten 2011, inspiriert von «Zartbitter», den «Verein Yayra Glover». Auch sie wollen die Produktion des wichtigen Grundstoffs in Ghana auf ein faires Fundament stellen. Die Bäuerinnen und Bauern werden ausgebildet, die Produktion wird umweltfreundlicher, die Arbeitsbedingungen und die Löhne werden fair gestaltet. Zudem wird der Ausbau der Infrastruktur vor Ort unterstützt. Dazu zählen Schulen genauso wie Lagerhallen für den Kakao oder der Bau dringend notwendiger Brunnen.
Nachhaltige Lebensqualität dank bewusstem Konsum
Heute sind dank Yayra Glover und seinen vielen Unterstützerinnen und Unterstützern mehr als 5'000 Bäuerinnen und Bauern in Ghana entsprechend ausgebildet. Ihre Betriebe sind Bio-zertifiziert, die Produktion erfolgt nach fairen Grundsätzen. Yayra Glover möchte nun den Kakao des gesamten Distrikts als Bio- und Fairtrade-Produkt auf den Markt bringen. Damit unterstützt er immer mehr seiner Landsleute bei der Herstellung eines erstklassigen Rohstoffes. Und ermöglicht ihnen die Sicherung ihrer Existenzgrundlage.
Hinter Schokolade, dem süssen Genuss, den wir in der Schweiz so sehr schätzen, steckt also viel mehr, als wir uns bewusst sind. Forma Futura hat sich die Förderung der nachhaltigen Lebensqualität für heutige und zukünftige Generationen zum Ziel gesetzt. Dazu gehört auch die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien bei der Lieferantenwahl. Deshalb können Kundinnen und Kunden die feinen Schoggitäfeli guten Gewissens geniessen: Der Rohstoff Kakao kommt aus Ghana, von den Bäuerinnen und Bauern in Yayra Glovers Projekt.
Der gebürtige Ghanaer Yayra Glover kam 1990 in die Schweiz und studierte Politologie und Philosophie. Nach dem Studium gründete er eine Familie und liess sich in Willisau (LU) nieder. Mit dem Ziel, den Menschen in seinem Herkunftsland neue soziale und wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen, startete er 2007 sein Projekt, den Anbau von Bio-Kakao in Ghana. Es wurde von 2010 bis 2017 vom SECO gefördert. Seit 2012 unterstützt der «Verein Yayra Glover», gegründet von Eveline Räz-Rey und dem Chocolatier Ruedi Berner, das Unternehmen.
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«For me, dealing respectfully with resources and fellow human beings are values that matter in the financial industry too. We are all responsible for global inter-generational justice.»